Wir sprechen mit verschiedenen Fachpersonen über ihr Fachgebiet und möchten euch so einen Mehrwert für den Praxisalltag geben.
In diesem Interview treffe ich auf eine echte Koryphäe im Bereich Medienpädagogik und Prävention: Laurent Sedano. Anders als sonst spreche ich diesmal nicht mit Kund:innen, sondern mit externen Fachpersonen – und Laurent bringt nicht nur viel Erfahrung aus der offenen Kinder- und Jugendarbeit mit, sondern auch eine klare Haltung zu Mediennutzung und Prävention.
Vom Medienhype zum differenzierten Blick
Laurent hat einen eigenen Verein gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hat, wissenschaftliche Erkenntnisse zu digitalen Medien verständlich aufzubereiten – jenseits von Panikmache und Schlagzeilen. Dabei geht es ihm darum, wie wissenschaftliche Erkenntnisse sinnvoll in die Begleitung von Kindern und Jugendlichen einfliessen können. Sein Ansatz: Studien liefern oft nur kleine Ausschnitte der Realität, die nicht pauschalisiert werden dürfen.
Frühprävention: Mediennutzung im Vorschulalter
Besonders interessiert mich, was Studien zur Mediennutzung von 0- bis 5-Jährigen sagen. Lorenz betont, dass wissenschaftliche Ergebnisse immer kontextabhängig sind: Eine Studie zeigt z. B., dass Sendungen wie die „Sesamstrasse“ die Sprachentwicklung fördern – aber das gilt nicht pauschal für alle Inhalte oder Altersgruppen. Auch der viel zitierte Vorteil des Handschriftlichen gegenüber dem Tippen hängt stark davon ab, was man sich merkt und warum.
Eltern unter Druck – und mit Bedürfnissen
Ein wichtiges Thema ist auch der Umgang der Eltern mit Medien. Studien zeigen, dass gestresste Eltern, die beim Kind anwesend sind und gleichzeitig am Handy hängen, negative Auswirkungen auf das Kind haben können. Trotzdem betont Laurent Sedano: Eltern haben Bedürfnisse – z. B. nach Austausch oder kurzer Erholung – und diese dürfen nicht ignoriert werden. Statt mit starren Verboten zu arbeiten, plädiert er für bewusste Strategien, wie etwa: das Handy nutzen, wenn das Kind schläft oder sichtbares Kommunizieren (z. B. Telefonieren statt Texten).
Verbote? Oft nicht die Lösung.
Ob bei Vorschulkindern oder Jugendlichen: Pauschale Handyverbote greifen oft zu kurz. Obwohl nur ein kleiner Teil der Jugendlichen problematische Mediennutzung zeigt, wird oft kollektiv verboten – eine Haltung, die Laurent kritisch sieht. Jugendliche würden zu wenig gehört und ihre Bedürfnisse ignoriert – das zeigt sich auch in alltäglichen Beispielen wie frühen Spielplatzschliessungen.
Fazit: Medienerziehung braucht Dialog, nicht Dogma
Laurent Sedano plädiert für einen reflektierten und begleiteten Umgang mit Medien – unabhängig vom Alter der Kinder. Eltern und Fachpersonen sollten Vorbilder sein, sich mit Inhalten auseinandersetzen und gemeinsam mit den Kindern hinschauen. Medienkompetenz entsteht nicht durch Verbote, sondern durch Beziehung, Verständnis und kluge Entscheidungen.
Comments